Ukraine Digital

Der Krieg gegen die Ukraine hat sich negativ auf die Infrastruktur und das Hochschulsystem des Landes ausgewirkt. Gebäude und Campus vieler ukrainischer Hochschulen in den am stärksten von den Kämpfen betroffenen Regionen wurden beschädigt oder vollständig zerstört. Viele Professoren und Studierenden waren gezwungen, das Land wegen des Krieges zu verlassen.

Trotz der aktiven Feindseligkeiten arbeiten die ukrainischen Hochschulen weiter und nutzen digitale und ferngesteuerte Methoden der Informationsvermittlung. Wegen Personalmangels und veralteter Materialien konnten einige Kurse nicht in genügender Zahl angeboten werden. Deshalb können die ukrainischen Studierenden ihr Studium nicht abschließen.

Aus diesem Grund hat die Hochschule Mittweida im September 2022 in Zusammenarbeit mit dem DAAD die Arbeit an dem Projekt Ukraine Digital: Studienerfolg durch praxisorientierte Onlinelehre.

Ergebnisse des Projekts Ukraine Digital im Zeitraum von 2022 bis 2023

Die Hauptaktivität des an der Hochschule Mittweida basierten Projekts Ukraine Digital ist der Transfer von digitalen wissenschaftlichen Materialien. Seit September 2022 wurden deutsche Lehrmaterialien in 25 Fächern an ukrainische Hochschulen transferiert. Diese Quellen kompensieren die Lücken im Bildungssystem unserer Partnerhochschulen in Dnipro und Odesa – DNU und ONEU.

Der zweite Schwerpunkt des Projekts Ukraine Digital ist die Entwicklung digitaler Kompetenzen und die Förderung des professionellen E-Learnings bei den Teilnehmern der ukrainischen Partnerhochschulen und der Hochschule Mittweida. Die Hochschule Mittweida hat begonnen, mit der Sächsischen Lernplattform OPAL einen strukturellen Rahmen für die Digitalisierung ihres Bildungsangebots zu schaffen. Im Rahmen des Projekts Ukraine Digital wurden auch interaktive E-Learning-Programme eingeführt, die an der Hochschule Mittweida aktiv in den Bildungsprozess von DNU und ONEU integriert werden. Dazu gehören Kahoot!, Mentimeter und Prezi.

Ein weiterer Arbeitsbereich des Projekts Ukraine Digital ist die finanzielle Unterstützung von Studenten an den Partnerhochschulen. Die Hochschule Mittweida hat während des Krieges eine große Zahl von Studenten aus der Ukraine aufgenommen. Aus unserer Erfahrung heraus haben wir realisiert, dass es für ukrainische Studierende in Deutschland mehr Förderungsmöglichkeiten gibt (z.B. BAföG, zahlreiche Stipendien des DAAD, Erasmus, etc.) als für diejenigen, die in ihrem Heimatland geblieben sind. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, Stipendien für Studierende in der Ukraine anzubieten. Für die Auswahl der Stipendiaten wurde eine spezielle Kommission eingesetzt. Es ist wichtig zu beachten, dass die Kriterien nicht nur die akademischen Leistungen und die Aktivität des Bewerbers bewerten, sondern auch die Auswirkungen des Krieges auf ihn oder sie. Als Ergebnis haben schon 98 ukrainische Studierende finanzielle Unterstützung in Form von Stipendien erhalten.

Die wichtigste Maßnahme zur Anpassung des übermittelten Lehrmaterials ist das Verfassen wissenschaftlicher Artikel durch Studierende der Partneruniversitäten. Jedes Semester publizieren wir eine Online-Sammlung von Forschungsartikeln der Studierenden, die auf den Ergebnissen dieser Aktivität basieren. Am 27. und 28. September 2023 fand die erste wissenschaftliche Online-Konferenz statt, auf der Studierende der DNU und der ONEU ihre Arbeiten präsentierten. Es ist hervorzuheben, dass die Themen vieler Studierender aktuelle Fragen in der Ukraine betrafen.

Ukraine Digital Projekt Ziele für das Jahr 2024

Das Projekt Ukraine Digital an der Hochschule Mittweida mit Unterstützung des DAAD für das Jahr 2024 hat sich zum Ziel gesetzt, einen Auffrischungskurs anzubieten und Lehrmaterialien zu entwickeln, um den Kurs über ERP-Systeme an den ukrainischen Partnerhochschulen in Odesa und Dnipro zu aktualisieren. Diese Idee geht auf Umfragen aus dem Jahr 2023 zurück, in denen Professoren den Bedarf an einem solchen Kurs feststellten. Vor dem Krieg in der Ukraine basierten die Informationsmanagementkurse an unseren Partneruniversitäten meist auf dem russischen ERP-System 1C. Heutzutage ist die Verwendung russischer Software in der Ausbildung von der Regierung verboten, aber es gibt nicht genügend Lehrkräfte und lokale Experten auf diesem Gebiet, um auf ein anderes Programm umzustellen. Mit Hilfe der Erfahrungen, des vorhandenen Lehrmaterials und des Netzwerks der Hochschule Mittweida wird die Einführung von SAP unseren Partnern ermöglichen, ihre bestehenden Kurse zu aktualisieren und wieder in den Lehrplan aufzunehmen.

Außerdem schafft das Projekt Ukraine Digital starke Verbindungen, die die Grundlage für die zukünftige deutsch-ukrainische Zusammenarbeit zwischen Hochschulen bilden.